Das Projekt

Bert Kaempferts Musik ist für viele untrennbar mit bestimmten Situationen, Orten oder Gefühlen verbunden, sie begleitet uns durch das Leben. Unvergessliche Melodien, Evergreens die uns überall begegnen, Welt-Stars, die dem genialen Komponisten, Arrangeur und Bandleader einige ihrer größten Erfolge zu verdanken haben, diesem grossartigen Künstler, der unsterblich durch seine Musik zur Legende geworden ist.

Sein Enkel Stefan hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bert Kaempferts Instrumentalmusik einem neuen Publikum zu präsentieren. Jungen Generationen, die seine Melodien meistens sofort erkennen, ohne ihren Schöpfer je auf der Bühne oder im Fernsehen erlebt zu haben. Auf seinem Debüt-Album „Kaempfert Plays Kaempfert“ widmet sich Stefan Kaempfert dem einzigartigen musikalischen Erbe seines Großvaters mit Können, Hingabe und Respekt.

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Stefan Kaempfert – Sie sind doch eigentlich Jazztrompeter. Wie kommt es jetzt zu diesem Ausflug ins Easy Listening?

Das ist mehr, als nur ein Ausflug – hoffe ich (lacht). Ja, meine Wurzeln liegen im Jazz. Die von Bert Kaempfert übrigens auch, er hat gleich nach dem Krieg in Bremerhaven in den amerikanischen Clubs gespielt. Diese Liebe zur Swingmusik ist die Basis, auf der er seinen typischen Stil entwickelt hat. Und das hat natürlich auch auf die Familie abgefärbt. Meine Eltern erzählen gerne, dass ich schon mit drei Jahren unterscheiden konnte, ob eine Count Basie Platte lief oder die neueste Bert Kaempfert Produktion aufgelegt wurde. Damit haben sie bei Freunden und Familie Wetten gewonnen … (lacht)

Wie qualifiziert man sich als Erbe eines solchen musikalischen Vermögens? Ich denke spontan an Goethe „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“ …

Auf jeden Fall. Das gilt ja auch für meine Mutter, die ebenfalls auf dem Konservatorium war und von meinem Grossvater noch selber in seine Partituren eingewiesen wurde. Ich hatte den „normalen“ Weg eines Trompeters hinter mir – klassischer Unterricht, Konservatorium, Jazzclubs, Bigbands, als meine Mutter und ihr Mann …

… das Musikproduzenten-Paar Marion Kaempfert und Allan Botschinsky …

… mich fragten, ob ich mir vorstellen könnte, als exklusiver Bert Kaempfert – Interpret die Aufgabe zu übernehmen, die Tony Fisher mit dem Bert Kaempfert Orchestra seit 1993 hatte, nämlich die Original-Musik von Bert Kaempfert aufzuführen, und zwar live. Tony, der ja Leadtrompeter bei Bert Kaempfert gewesen war, hatte 15 Jahre lang in Grossbritannien damit grossen Erfolg. Kaempfert ist dort wie hier immer noch sehr populär, und Tony ist dort ein wirklicher Star, zum Beispiel bekannt wegen seiner Studioarbeit in den James Bond Filmen, aus dem Fernsehen, und natürlich wegen der vielen Kaempfert-Konzerte. Aber er wollte jetzt allmählich kürzer treten …

… und Golf spielen …

… ja, und auch mal wieder Jazzgigs spielen, wozu er mit seinem vollen Terminkalender kaum Zeit hatte.
Tony übergab mir also die ganzen Orchesterstimmen, die meine Mutter ihm gegeben hatte, als sie und Allan 1993 nach London zogen. Zusammen mit ein paar sehr guten neuen Musikerwitzen bekam ich auch einige gute Ratschläge, zum Beispiel wie wichtig es ist, wie eine Band zusammengesetzt ist. Gut ausgebildete Musiker können technisch alles spielen, kein Problem. Aber ob sie von der musikalischen Auffassung, vom Verständnis her zusammenpassen, darauf kommt es an.

Und dann kam die Entscheidung, das Londoner Orchester gleich für Ihr Debut-Album zu nehmen.

Genau. Und das war für mich natürlich grossartig. Tony Fisher – einer der vielleicht 10-15 besten Leadtrompeter der Welt – im Studio zu haben, zusammen mit seinem über 15 Jahre zusammengewachsenen Bert Kaempfert Orchester …

… macht einen das nicht auch etwas nervös, dieses Kaliber im Studio zu haben? Die meisten von denen sind ja selbst Solisten oder Bandleader. Tonys hat sich für das BKO ja wirklich die Londoner Superklasse zusammengeholt …

(lacht) … na ja, ich war zum Glück erst einige Tage später dran, meine Parts einzuspielen. Im Ernst, ich glaube meine Mutter und vor allem Allan (Botschinsky), der ja nicht nur seit 20 Jahren mein zweiter Vater ist, sondern auch mein Trompetencoach, hätten mich nicht gefragt, wenn sie nicht überzeugt gewesen wären, dass ich dieser Aufgabe jetzt auch wirklich gewachsen bin. Und ich hätte sie auch nicht angenommen.

Inzwischen bin ich ganz und gar von dieser Sache erfüllt. Das Repertoire hat alle Elemente, die sich ein Solist nur wünschen kann – schöne Melodien, ein meisterhafter Orchestersound, ein reicher Fundus an Noten, die meine Mutter niemals veröffentlicht hat, und die nur wir spielen.

Man hat den Eindruck Sie freuen sich auf Ihre Aufgabe …

Live and alive – das hat mich besonders daran gereizt. Ich möchte den Leuten die Klänge und die Melodien live präsentieren. Die sind so schön, und völlig zeitlos.
„Ich bringe Ihnen die Musik zurück“ das ist mein Motto.